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Kurzbeschreibung der behandelten Tiergruppen

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Lumbricidae

Lumbricidae (Regenwürmer) gehören zur saprophagen Makrofauna des Bodens. In Mitteleuropa sind ca. 670 Arten bekannt, davon kommen 46 in Deutschland vor. Abundanz und Biomasse variieren je nach Standort- und Bearbeitungsbedingungen erheblich. Seit den Anfängen der Bodenbiologie gelten Regenwürmer als die wichtigsten Bodentiere vieler Standorte Mitteleuropas. Diese Feststellung beruht nicht nur auf ihrer hohen Biomasse, sondern vor allem auf den wichtigen Funktionen, die sie im Bodenökosystem wahrnehmen: die mechanische Durchmischung des Bodens, die Beschleunigung des Abbaus organischen Materials oder die Verbesserung des Wasserhaltevermögens von Böden durch die Bildung von Ton-Humus-Komplexen. Dabei ist zu beachten, dass diese im Allgemeinen als positiv angesehenen Funktionen meist nur von wenigen Arten bewirkt werden.

Generell lassen sich die Regenwürmer in drei ökologische Gruppen unterteilen: Mineralschichtbewohner (endogäisch), Streuschichtbewohner (epigäisch) und Vertikalbohrer (anektisch), deren bekannteste Art Lumbricus terrestris ist. Über die in Deutschland vorkommenden Arten dieser Familie liegen umfangreiche autökologische, synökologische und ökotoxikologische Daten vor. Ihre Verbreitung ist an Waldstandorten sehr gut bekannt, während die Informationen für Graslandstandorte und speziell für Ackerflächen schlecht sind. Ansätze zur Abschätzung von Referenzwertbereichen für Biomasse und Artenzahl bei verschiedenen Standortbedingungen liegen vor.

Alle einheimischen Arten lassen sich mit Standard-Bestimmungsliteratur determinieren. Als Standardmethode zur Erfassung der Regenwürmer gilt eine Kombination von Handauslese mit einer chemischen Austreibung. Die Erfassung und Bestimmung der Regenwürmer ist aufgrund der standardisierten Methodik unkompliziert. Die Tiere lassen sich einfach konservieren und ohne weitere Präparation bestimmen.


Enchytraeidae

Enchytraeen (Kleinringelwürmer) gehören mit einem Körperdurchmesser von etwa 0,2-2 mm zur Mesofauna. Die Zahl der beschriebenen Enchytraeiden-Arten liegt weltweit bei ca. 700. In Europa sind derzeit 230-300 Arten bekannt. Die Enchytraeiden werden oft mit einigen wenigen bodenlebenden Arten anderer Taxa der Annelida (terrestrische Polychaeten, Tubificiden, Naididen) zu den Kleinringelwürmern zusammengefasst. Diese gehören zu den sapro-mikrophytophagen Bodenorganismen, d.h. sie ernähren sich von toter organischer Substanz und den sie besiedelnden Pilzen und Bakterien. Sie tragen so zur Beschleunigung des Abbaus organischer Substanz bei, durch die Grabtätigkeit der größeren Arten und Materialtransport aber auch - auf einer anderen Skala als die Regenwürmer - zur Gefügebildung und Durchmischung.

Kenntnisse zur Autökologie der in Deutschland vorkommenden Arten sind in Form von Zeigerwerten für Bodenreaktion und -feuchte dokumentiert. Synökologische Informationen sind lückenhaft. Aktuelle Bestimmungsliteratur liegt vor. Aufgrund der standardisierten Methodik (ISO) ist ihre Erfassung als vergleichsweise unkompliziert zu betrachten, doch ist die Zahl der gleichzeitig entnehmbaren Proben aufgrund der Notwendigkeit zur Lebendbestimmung begrenzt. Die Bestimmung auf Artniveau kann nur von erfahrenen Taxonomen durchgeführt werden.


Chilopoda

Chilopoda (Hundertfüßer) gehören mit den Diplopoda und den weniger bekannten Pauropoda und Symphyla zur Gruppe der myriapoden Antennata (Myriapoda). Weltweit sind über 3.000, in Mitteleuropa mehr als 500 Arten der Chilopoda bekannt. Hundertfüßer sind lichtscheue und feuchtigkeitsliebende Räuber, die vorrangig die Streuschicht, die oberen Bodenhorizonte, Totholz und teilweise auch den Stammbereich von Bäumen besiedeln. Sie ernähren sich meist von kleineren Beutetieren wie z.B. Springschwänzen (Collembola), Würmern, Blattläusen und Insekten- (Fliegen-)larven. Die Chilopoda zeigen kaum unmittelbare Bindungen an Gesteinsarten bzw. Bodentypen. Sie werden vielmehr über Beutetiere und Mikroklima (Vegetation, Humusformen) beeinflusst. Am stärksten ist eine Bindung an den Bodentyp noch für die Geophilomorpha gegeben, die mehr als die epedaphisch lebenden Lithobiomorpha als Indikatoren für Bodenverhältnisse genutzt werden können.

Die hohe bioindikatorische Bedeutung dieser Tiergruppe ergibt sich meist jedoch erst auf dem Niveau der Gemeinschaften. Spezielle Artenkombinationen und deren Änderung in Raum und Zeit lassen auf Veränderungen des Standortsgefüges schließen.


Diplopoda

Diplopoda (Doppelfüßer) gehören wie die Chilopoda zur Gruppe der myriapoden Antennata (Myriapoda). Mit weltweit über 12.000 Arten sind die Diplopoda auf Grund ihrer saprophagen Lebensweise eine der bodenbiologisch bedeutendsten Tiergruppen.

In Europa sind über 1500 Diplopodaarten bekannt. Vor allem Arten der Familien Julidae und Glomeridae spielen eine wichtige Rolle bei der Umsetzung des organischen Bestandsabfalles. In Böden, in denen Regenwürmer fehlen (z.B. Sandböden), können sie deren Rolle beim Bestandsabbau, bei der Durchmischung und Humusanreicherung fast vollständig übernehmen.

Diplopodaarten zeigen eine recht enge Bindung an charakteristische Habitate und sind daher als gute Indikatoren für verschiedenste Standortbedingungen bekannt (z.B. Kalkgehalt).


Isopoda (Oniscidea)

Die Landasseln oder Oniscidea gehören zu den wenigen vollständig an das Landleben angepassten Krebstieren. Sie kommen von den Litoralbereichen bis in das Hochgebirge vor, wobei die Vegetationsgrenze nicht überschritten wird. In Deutschland kommen über 50 Arten vor, weltweit sind über 3600 Arten beschrieben. Das Ausbreitungszentrum der Gruppe liegt im südöstlichen Europa, hier sind die meisten Arten anzutreffen. Sie leben bevorzugt in den oberen, humösen Bodenschichten, die kleineren Formen sind jedoch auch in tieferen, lockeren Bodenregionen vorzufinden. Sie tragen wesentlich zur Zersetzung organischen Materials bei, ernähren sich hauptsächlich von Pilzen und abgestorbenem Pflanzenmaterial.

Über die Biologie der meisten Arten ist wenig bekannt, lediglich die beiden weltweit verbreiteten Arten Porcellio scaber (Kellerassel) und Armadillidium vulgare (Gemeine Rollassel) wurden intensiver untersucht.


Collembola

Collembolen (Springschwänze) sind die zahlenmäßig bedeutendsten Hexapoden in terrestrischen Ökosystemen. Weltweit sind derzeit etwa 8.500 Arten beschrieben. Für mitteleuropäische Länder sind jeweils zwischen 400 bis 500 Arten bekannt. Collembolen gehören als Mikroarthropoden mit ihrer geringen Körpergroße von etwa 0,5 bis 2 mm zur Mesofauna des Bodens. Sie kommen in fast allen Lebensraumstypen vor, je nach Habitattyp und Standort in durchschnittlichen Dichten von 10.000-70.000 Individuen je m2. Sie besiedeln vor allem die Bodenoberfläche, die Streu und die oberen 20 cm des humosen Mineralbodens und werden entsprechend drei unterschiedlichen Lebensformtypen zugeordnet: epedaphisch (auf der Bodenoberfläche lebend), hemiedaphisch (in den obersten Grenzhorizonten lebend) und euedaphisch (im Porengefüge des Bodens lebend). Hier weiden sie vor allem Bakterien- und Algenbeläge sowie Pilzrasen u. ä. ab und nehmen gelegentlich Detritus auf. Taxonomisch sind die Collembolen relativ gut bekannt, obwohl ihr System aktuell stärkeren Veränderungen unterliegt. Seit 1994 entsteht mit den „Synopses on Palaearctic Collembola“ ein aktuelles Bestimmungswerk, das auch biogeografische und autökologische Informationen zu einzelnen Arten zusammenfasst.

Aufgrund ihrer begrenzten Ausbreitungsmöglichkeiten und ihrer innigen Verbindung mit dem Bodenmilieu besitzen die euedaphischen Arten die größte bioindikatorische Aussagekraft für edaphische Lebensräume. Die höchste Dominanz haben in den meisten Böden allerdings weit verbreitete Arten mit geringerer Habitatbindung. Weniger generalistische (stenöke) Arten mit großem bioindikatorischem Aussagewert werden – mit Ausnahme von sehr speziellen Habitattypen - meist in geringeren Abundanzen angetroffen. Aus der Artenzusammensetzung und den dazugehörigen Gemeinschaftsstrukturen (Dominanzverhältnissen) können räumliche und zeitliche Veränderungen im Boden in sehr kleinen Skalenbereichen erkannt werden.


Oribatida

Hornmilben sind eine weltweit verbreitete, artenreiche Unterordnung der Milben (Arachnida: Acari: Oribatida) mit über 9000 bekannten Arten, davon ca. 630 in Deutschland. Sie leben hemi- und epedaphisch, d.h. in den Streu- und Humusschichten von Böden; besonders arten- und individuenreich (> 90 Arten; > 100.000 Individuen pro m²) in Wäldern. Sie kommen aber auch in Grasland, Ackerrandstreifen sowie limnischen und semi-aquatischen Lebensräumen mit jeweils rund 50 Arten vor. Der im deutschen Sprachraum ebenfalls verbreitete Name Moosmilben geht auf spezielle Oribatiden-Gemeinschaften in Mikrohabitaten wie Moos- und Flechtenaufwuchs an Baumstämmen und Steinen zurück.

Innerhalb der Bodenfauna nehmen die Hornmilben aufgrund ihrer hohen Individuendichte eine herausragende Position im Destruenten/Saprophagen-Nahrungsnetz ein. Sie sind ernährungsökologisch als überwiegend fungi- und detritivor (saprophag) einzustufen („Pilzmilieu-Engineering“). Es gibt aber auch nekro-/koprophage und einige wenige räuberische Arten.

Hornmilben gehören mit Körpergrößen zwischen 0,14 bis 2 mm zur Mesofauna. Ihre Erfassung ist mit Hilfe standardisierter Methoden einfach durchführbar. Präparation und Determination erfordern jedoch hohen zeitlichen Aufwand, Fachkenntnisse und Erfahrung. Für Deutschland und benachbarte Gebiete liegen bereits aus den 1920er Jahren relativ gut verwertbare Daten vor.

Das Vorkommen von Oribatiden-Arten an bestimmten Standorten wird besonders vom Biotoptyp bzw. der Nutzung (Wald, Grünland, Acker), klimatischen Bedingungen sowie Feuchte, pH-Wert, Humusform und Nährstoff-/Humusgehalt im Boden bestimmt. Einzelne Arten und Artengruppen können so bestimmte Standortfaktoren bzw. -bedingungen anzeigen. Aus der Zusammensetzung der Oribatiden-Arten eines Standorts und den dazugehörigen Gemeinschaftsstrukturen (Abundanz, Dominanz, Stetigkeit) lassen sich bei ausreichender Beprobung Differenzial- oder Zeigerarten ableiten.


Gamasina

Die Gamasina (Raubmilben) bilden eine Gruppe (Cohors) der mesostigmaten Milben. Sie leben überwiegend räuberisch, einige Familien parasitieren an anderen Arthropoden oder Wirbeltieren. Es gibt kleine Arten mit ca. 300 µm Körperlänge und relativ große Formen mit bis zu 2 mm Länge. Prominente Vertreter der Gamasina sind die Varroa-Milbe und die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae). Für Mitteleuropa geht man von 800 bis 1000 bodenlebenden Arten aus.

Als Räuber haben die Gamasina keinen direkten Einfluss auf den Streuabbau. Der Einfluss der Gamasina auf ihre Beutetier-Populationen wird kontrovers diskutiert. Unstrittig sind jedoch ihr hoher Anteil an der gesamten Biomasse aller Milben und ihre hohe Stoffwechselaktivität als Folge ihrer hohen Beweglichkeit. Im Hinblick auf Energieflüsse sind die Gamasina somit eine der wichtigsten Milbengruppen.

Verglichen mit anderen Bodenarthropoden sind Gamasinen im Waldboden relativ homogen verteilt. Daher ist schon mit wenigen Stichproben eine zuverlässige Erfassung der Besiedlungsdichten möglich. Darüber hinaus wurden die mitteleuropäischen Gamasina in der Vergangenheit taxonomisch recht gut bearbeitet, so dass für eine Auswertung der Materialproben eine umfangreiche Literatur mit Bestimmungsschlüsseln vorliegt.


Nematoda

Nematoden (Fadenwürmer) bilden die arten- und individuenreichste Gruppe unter den mehrzelligen Organismen. Sie sind in fast allen terrestrischen, limnischen und marinen Lebensräumen zu finden und ernähren sich von Pflanzen, Bakterien, Pilzen, deren Sporen oder auch von anderen Tieren oder gar Nematoden.

Freilebende, nicht parasitische Nematoden sind für die Funktionsfähigkeit von Böden von großer Bedeutung. Sie variieren in der Empfindlichkeit gegenüber Schadstoffen und ökologische Störungen und eignen sich deshalb als ökologische Indikatoren für Monitoring und Bewertung von landwirtschaftlich genutzten sowie naturbelassenen Flächen.


 

Virtuelles Herbarium Deutschland mit GBIF-Technologie

GBIF-Deutschland präsentiert das neue Virtuelle Herbarium Deutschland. Das Virtuelle Herbarium ist eine gemeinschaftliche Präsentation bedeutender Herbarien Deutschlands und basiert auf modernster GBIF-Technologie. Virtuell bedeutet, dass Menschen aus Forschung, Bildung, Umweltwissenschaften sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger digitalisierte Pflanzenbelege bequem am Rechner untersuchen können ohne die weiten Wege in die einzelnen Herbarien auf sich nehmen zu müssen.

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