GBIF-Deutschland präsentiert das neue Virtuelle Herbarium Deutschland. Das Virtuelle Herbarium ist eine gemeinschaftliche Präsentation bedeutender Herbarien Deutschlands und basiert auf modernster GBIF-Technologie. Virtuell bedeutet, dass Menschen aus Forschung, Bildung, Umweltwissenschaften sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger digitalisierte Pflanzenbelege bequem am Rechner untersuchen können ohne die weiten Wege in die einzelnen Herbarien auf sich nehmen zu müssen.
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Big Data im Fokus
Um die Frage zu beantworten, wie und wie oft Pflanzenlinien in der Evolution kalte Regionen besiedelten, wurden neben umfangreichen molekulargenetischen Analysen auch 47 Millionen Observations- und Belegdaten für ein Nature-Paper ausgewertet (Zanne et al. 2014).
Ohne GBIF-Observationsdaten wäre diese Analyse nicht möglich gewesen. Die Liste der Datenquellen liest sich wie ein Who-is-who deutscher Sammlungen, GBIF-D Institutionen sowie Biodiversitäts-Initiativen und zeigt erneut den außerordentlichen Wert von digital verfügbaren Biodiversitätsdaten für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn.
Temperatur ist ein ganz wesentlicher Standortfaktor für Besiedlung und Etablierung von Arten in Zeit und Raum. Foto: W.-H. Kusber (BGBM)
An deutschen naturkundlichen Sammlungen, die botanische Belegdaten an GBIF liefern, wurden im Nature-Artikel unter anderem zitiert: Botanische Staatssammlung München (M), Flora exsiccata bavarica (REG), Georg-August-Universität Göttingen (GOET), Herbarium Berolinense (B), Herbarium Hamburgense (HBG), Herbarium Senckenbergianum (FR), Leiner-Herbar Konstanz (KONL), Ludwig-Maximilians-Universität München (MSB), Museum für Naturkunde Berlin (BHUPM), Naturhistorisches Museum Mainz (MNHN), Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (GLM), Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart (STU) und SysTax (ULM).
Beobachtungsdaten aus wissenschaftlichen Projekten und Programmen wie afrikanische Observationsdaten aus dem BMBF-finanzierten BIOTA-Programm wurden genau so einbezogen, wie Daten aus der floristischen Kartierung (FlorKart, BfN & NetPhyD) und All Taxa Biodiversity Inventory + Monitoring (ATBI+M). Letztlich gingen auch zahlreiche Beobachtungsdaten aus dem Citizen-Science Bereich, z.B. vom GEO-Tag der Artenvielfalt in die Analysen mit ein.
Für eine Massendigitalisierung werden Konzept, Strategien und Workflows erarbeitet, um qualitativ hochwertige Digitalisate für die wissenschaftliche Nutzung zu erstellen. Foto: GBIF-D
Bei dieser groß angelegten Datenanalyse darf nicht vergessen werden, dass unter anderem in Deutschland der verfügbare Anteil digitalisierter Belege im Verhältnis zu nicht digitalisierten Belegen noch relativ gering ist. Das Archiv naturkundlicher Belege der letzten Jahrhunderte ist so umfangreich, dass deren Digitalisierung enorme Ressourcen erfordert und noch vor wenigen Jahren kaum vorstellbar war.
Die Problematik nicht oder nur teildigitalisierter Sammlungen betrifft viele Institutionen weltweit. Deshalb blicken wir mit großem Interesse auf verschiedene Ansätze in anderen europäischen Staaten, die Digitalisierung kompletter Sammlungsbestände voranzutreiben. So wird im GBIF-Newsletter u. a. über konkrete Planungen in Schweden berichtet (GBIF-Schweden), dort alle Sammlungen des Landes zu digitalisieren.
Den vollständigen GBits-Newsletter in englischer Sprache finden Sie hier.
Link zur Nature-Publikation: Zanne et al. 2014: Three keys to the radiation of angiosperms into freezing environments. – Nature 506: 89-92 [doi:10.1038/nature12872]
Download des Nature-Supplements
(AutorInnen des Beitrags: Wolf-Henning Kusber & Sabine v. Mering)